Gicht

Gicht – das Wohlstandszipperlein

Gicht (Arthritis urica) ist keine moderne Krankheit, denn schon im Mittelalter litten besonders die Wohlhabenden unter Schmerzattacken und Gichtknoten. Lange wurde die Gicht als Strafe für Prasserei und übermäßigen Alkoholgenuss angesehen, denn tatsächlich waren nur Menschen betroffen, die sich eine üppige Ernährung mit viel Fleisch und fettem Fisch leisten konnten. Unter ihnen waren Karl V, Heinrich VII und Michelangelo.

Gicht – Definition

Gicht ist ein Sammelbegriff für eine Stoffwechselstörung und deren Folgekrankheiten. Sie ist eine in akuten Schüben oder auch chronisch verlaufende Erkrankung, die in erster Linie die Gelenke (oft das Großzehengrundgelenk) befällt, bei längerem Verlauf aber auch Haut und Nieren (Ablagerung von Harnsäurekristallen) betreffen kann. Die Krankheit ist Folge eines erhöhten Harnsäurespiegels (Hyperurikämie).

Gicht – Häufigkeit

Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen. In den Industriestaaten haben etwa 20% der Männer über 40 Jahre einen erhöhten Harnsäurespiegel.  Der erste Gichtanfall tritt meist im Alter zwischen 40 und 60 auf und geht in vielen Fällen mit Übergewicht, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und erhöhten Blutfettwerten (zusammen als Metabolisches Syndrom bekannt) einher.

Gicht – Ursache

Die Gicht entsteht durch Harnsäure. Diese ist beim Menschen das Endprodukt des Purinstoffwechsels. (Purine sind lebenswichtige Bausteine, die mit der Nahrung aufgenommen und auch vom Körper selbst gebildet werden.) Bei vielen anderen fleischfressenden Säugetieren geht der Purin-Abbau mit verschiedenen Enzymen noch weiter als beim Menschen, Harnsäure bleibt nicht zurück. Darum bekommen Tiere keine Gicht, nur Menschen.

Die Ursachen einer manifesten Gicht sind oft erblich angelegt. Meistens gibt es in einer Familie mehrere betroffene Personen. Das Risiko bekommt der Mensch also schon in die Wiege gelegt. Ein akuter Gichtanfall ist dann oft die Folge von Ess- und Trinkexzessen oder auch strengem Fasten, gelegentlich auch großem Stress.

Gicht – Einteilung

Die Primäre Gicht ist die häufigere Form und beruht in den allermeisten Fällen auf einer angeborenen Verminderung der Ausscheidungsfähigkeit von Harnsäure der Niere (sehr selten durch Überproduktion von Harnsäure). Sie läuft in mehreren Stadien ab. Die erhöhten Werte an Harnsäure werden meist gar nicht bemerkt, denn die Hyperurikämie ist völlig schmerzlos. Bleibt sie jedoch unbehandelt, kommt es früher oder später zum Gichtanfall. Spätestens jetzt ist es höchste Zeit, eine Behandlung zu beginnen und die Ernährung umzustellen. Ansonsten wiederholen sich diese schmerzhaften Anfälle alle 6 bis 12 Monate – die Gicht wird chronisch. Im anfallsfreien Intervall muss die Therapie konsequent weitergeführt werden. Im letzten Stadium kommt es schließlich zu Gelenksveränderungen und Verdickungen an Schleimbeuteln und Sehnen.

Bei der Sekundären Gicht verursachen verschiedene Begleiterkrankungen den erhöhten Harnsäurespiegel (Nierenerkrankungen, Tumore, Blutarmut, entgleiste Zuckerkrankheit). Aber auch verschiedene Medikamente (harntreibende Mittel, Chemotherapeutika), Alkohol (besonders Bier) oder plötzliches Fasten können Gichtanfälle auslösen.

Bei der „Pseudo-Gicht“ (Chondrokalzinose = Knorpelverkalkung) handelt es sich um eine Reizung von Gelenken durch Kristalle. Die Pseudo-Gicht ist seltener und wird nicht durch Uratkristalle, sondern durch Kalziumpyrophosphatkristalle hervorgerufen.

Der Gichtanfall

Der Gehalt an Harnsäure des menschlichen Körpers beträgt im Normalfall ca. 1 Gramm, bei Gichtkranken steigt er auf 30 Gramm und mehr. Durch den Abbau der Nahrung fallen täglich etwa 350mg Harnsäure an, die normalerweise zu 2/3 über die Niere und zu 1/3 über den Darm ausgeschieden werden. Bei Gichtkranken liegt eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Organismus vor (durch verminderte Ausscheidung und/oder gesteigerte Bildung). Ein erhöhter Harnsäurespiegel liegt ab 6,5mg Harnsäure/dl Blut vor. Zur Krankheit wird die Hyperurikämie erst, wenn die erwähnten Faktoren dazu kommen: Die überschüssige Harnsäure im Blut bildet Kristalle, die sich hauptsächlich in Geweben mit geringer Durchblutung wie Gelenken, Sehnen oder Knorpel ablagern. Hier versuchen bestimmte weiße Blutkörperchen diese Kristalle zu vernichten. Dabei gehen sie jedoch zugrunde und ihre Abbauprodukte lösen eine heftige Entzündung im umliegenden Gewebe aus – das ist der akute Gichtanfall.

Gicht – Symptome

Nach meist jahrelangem Bestehen erhöhter Konzentration an Harnsäure kommt der erste Gichtanfall plötzlich und ohne Vorwarnung, meistens nachts. Heftige Schmerzen, Rötung, Schwellung, Überwärmung und die Funktionseinschränkung des betroffenen Gelenkes treten auf – in 50% ist das Großzehengrundgelenkes (Podagra) betroffen. Es können aber auch andere Gelenke wie Schulter (Omagra), Handgelenk (Chiragra) und Knie (Gonagra) betroffen sein. Der akute Gichtanfall kann von Fieber begleitet sein. Nach Abklingen der Entzündung ist das Gelenk dann wieder voll funktionsfähig. Häufen sich jedoch diese Anfälle, werden das betroffene Gelenk und letztendlich der Knochen auf Dauer geschädigt und deformiert. Die Ablagerungen der Harnsäure (Uratkristalle) können an Gelenken, Sehnen, Bändern und auch am Knochen auftreten. Diese Ansammlungen kapseln sich ein und bilden kleine Knoten (Tophi). Bevorzugte Orte dafür sind Ohr und Großzehe, aber auch Haut- und Knochentophi sind häufig. Ein weiteres Symptom kann die Entstehung eines Nierensteines sein (vor allem bei Harnsäurewerten über 9mg/dl). Dauerhaft erhöhte Werte schädigen die Niere (von Entzündungen, Vernarbungen, Verkalkungen bis zum Nierenversagen).

Gicht – Diagnose

Durch eine Blutuntersuchung wird der erhöhte Harnsäurespiegel nachgewiesen. Einen akuten Gichtanfall diagnostiziert man durch Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Im akuten Anfall zeigt sich bei der Blutuntersuchung meist keine erhöhte Harnsäure, sondern nur eine Erhöhung der Entzündungsparameter. Röntgenuntersuchungen können Langzeitschäden betroffener Gelenke darstellen.

Gicht – Therapie

Bei uns wird der akute Gichtanfall mit Colchicin (wird seit über 300 Jahren eingesetzt), NSAR (kortisonfreie Schmerzmittel) und Steroiden (Kortisonpräperate) therapiert. Als Dauerbehandlung der Hyperurikämie haben sich Allopurinol (Urikostatikum) und Benzbromaron (Urikosurikum) bewährt. Vor allem aber stellen wir im ZEILEIS Gesundheitszentrum die Aufklärung (Ernährungsberatung), Vorbeugung und symptomatische physikalische Therapien in den Vordergrund unserer Arbeit mit Ihnen.

Wegen der vielfältigen Beschwerden, der unterschiedlichen Grundkrankheiten, der komplexen Zusammenhänge mit anderen Krankheiten (Metabolisches Syndrom, …) sowie der daraus resultierenden individuellen Therapiemaßnahmen bitten wir bei Interesse um Terminvereinbarung zum persönlichen Arztgespräch per Anruf, Brief, Fax, Email. Gicht hat eine Eigenschaft, die sie leichter erträglich macht als andere Krankheiten: Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten! Nehmen Sie Ihr Schicksal in die Hand, werden Sie aktiv. Es lohnt sich!

Hier gelangen Sie zu den Erfahrungsberichten unserer Patienten.

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