Die Hochfrequenzdiathermie
DEFINITION
Die Hochfrequenzdiathermie (Durchwärmung) ist ein Verfahren der Physikalischen Medizin, das Wärme, die durch Absorption (Konversion) elektrischer Energie im Gewebe entstanden ist, zu therapeutischen Zwecken verwendet. Man kann sie damit auch zur Thermotherapie rechnen.
WIRKUNG
Allen Verfahren der Hochfrequenzdiathermie gemeinsam ist eine starke ERWÄRMUNG DER HAUT. Bei einigen Verfahren ist allerdings eine TIEFENWIRKUNG zu beobachten, die durch Wärmepackungen oder IR-Bestrahlungen nicht zu erreichen ist, da die schlechtere Wärmeleitung des Fettgewebes und der Wärmeabtransport durch den Blutstrom eine Erwärmung tieferer Körperschichten verhindern. Ein markanter Unterschied zwischen der Erwärmung z.B. durch eine Wärmepackung und durch Hochfrequenzdiathermie besteht vor allem in der Wirkung auf Blutgefäße. Während die Wärmepackung den venösen Schenkel des Gefäßsystems besonders stark erweitert, wirkt die Hochfrequenzdiathermie auf den arteriellen Teil des Gefäßsystems bis zu den Arteriolen und Kapillaren erweiternd.
Eine Beeinflussung innerer Organe durch die Diathermie ist darüber hinaus indirekt über kutiviszerale Reflexe möglich.
Lokale thermische Wirkung
-Durchblutungsverbesserung
-entzündungshemmende Wirkung bei chronischen Entzündungen
-schmerzlindernde Wirkung z.T. über eine Tonussenkung der Muskulatur
-Steigerung der Nervenleitgeschwindigkeit peripherer Nerven
-muskelentspannende Wirkung (Skelett- und glatte Muskulatur)
-Verbesserung der Dehnbarkeit des kollagenen Bindegewebes
-Viskositätssenkung der Synovialflüssigkeit
-phagozytosestimulierende Wirkung
-Resorptionsförderung bei entzündlichen Infiltraten und Hämatomen
Ganzkörperhyperthermie
-generelle Gefäßerweiterung und Blutdrucksenkung
-Stoffwechsel- und Zirkulationssteigerung
-Stimulation des Hypophysen-Nebennierenrinden-Systems
-antiphlogistische Wirkung auf chronisch proliferative Prozesse
-antibakterielle, antivirale und zytostatische Effekte
-Leuko- und Phagozytenstimulation
-Immunsupression bei hoher Dosis
-Immunstimulation bei niedrigen Dosen
INDIKATION
RHEUMATISCHER FORMENKREIS
-chronische Polyarthritis
-Spondylitis ankylosans (Mb. Bechterew)
-degenerative Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen
-Myalgien und Myalgelosen
-Fibrositis, Pannikulitis
-Tendopathien, Bursopathien, Periarthropathien
TRAUMATA
-Luxationen
-Distorsionen
-Kontusionen
-Frakturen
-Kontrakturen
HAUTERKRANKUNGEN
-Furunkel
-Karbunkel
-Schweißdrüsenabszesse
GYNÄKOLOGISCHE ERKRANKUNGEN
-chronische Adnexitis
-chronische Parametritis
-chronische Endometritis
ERKRANKUNGEN DES UROGENITALTRAKTES
-Nephritis
-Prostatitis
HNO-ERKRANKUNGEN
-Otitis
-Sinusitis
-Parotitis
-Pharyngitis
-Laryngitis
INNERE ERKRANKUNGEN
-Koliken
-Spasmen
-chronische Entzündungen (Cholecystitis, Gastritis, Hepatitis)
LUNGENERKRANKUNGEN
-chronische Bronchitis
-chronische Pneumonie
-Asthma bronchiale (im Intervall)?
-Pleuritis?
ERKRANKUNGEN PERIPHERER NERVEN
ERKRANKUNGEN DER KREISLAUFORGANE
-funktionelle Herzbeschwerden
ERKRANKUNGEN DES ZNS
GESCHICHTE
Wechselströme hoher Spannung sind bereits im Jahre 1891 von Nikola Tesla erzeugt worden, und der französische Physiologe Jaques Arsène d´Arsonval empfahl 1892 eine Hochfrequenzbehandlung, die nach ihm benannt wurde (d´Arsonvalisation). Sie ist Ausgang und Grundlage der gesamten Hochfrequenztherapie. Das Verfahren der Hochfrequenzdiathermie wurde erstmals von Richard von Zeynek 1898 angewendet.
EINLEITUNG
Da die Wellenlängen von Kurzwellen (KW), Dezimeterwellen (DMW) und Mikrowellen (MW) in die Frequenzen von Funk- und Fernsehwellen hineinreichen und dort zu erheblichen Störungen führen könnten, wurden für die Therapiewellen folgende Bereiche amtlich festgelegt:
KW-Therapie (HF): Frequenz 27,12 MHz
Wellenlänge 11,06 m +- 0,6 %
DMW (UHF): DMW-Therapie: Frequenz 433,92 MHz +- 0,2 MHz Wellenlänge 69 cm
MW-Therapie: Frequenz 2450 MHz Wellenlänge 12,25 cm
Wellenlänge und Frequenz sind nicht voneinander zu trennen. Ihr Produkt ist konstant: es ist die Lichtgeschwindigkeit, der wiederum die Geschwindigkeit des elektrischen Stromes gleichgesetzt wird, nämlich 300000 km/s
PHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN
Die hochfrequenten Wellen bzw. Felder wirken innerhalb der beeinflußten Körperteile nie direkt, sondern lassen innerhalb der Gewebe stets einen Wechselstrom gleich hoher Frequenz, einen Hochfrequenzstrom, entstehen. Dieser erwärmt die Gewebe auf Grund ihrer elektrischen Widerstände. Die Hochfrequenztherapie ist deshalb eine spezielle Wärmebehandlung, wobei die Wärme erst in den verschieden tiefen Gewebsschichten entsteht und nicht über die Haut zugeführt wird (= DIATHERMIE).
Zur Übertragung der hochfrequenten Energie bedarf es keiner direkten Verbindung von Elektroden der Körperhaut, sie überbrückt auch Luft- und Vakuumräume.
Die Frequenz der Ströme ist zu hoch um jene elektrochemischen und elektrophysiologischen Effekte von Gleich-, Nieder- und Mittelfrequenzstrom zu verursachen: Hochfrequenz-Diathermie-Behandlungen haben keine Reizwirkung auf Muskeln oder Nerven.
Die Frequenz der Ströme ist zu nieder um Ionisationseffekte wie bei UV- oder Röntgenstrahlen auszulösen: Hochfrequenz wirkt deshalb „nur“ über die im Körperinneren entstehende Wärme.
APPLIKATIONSFORMEN
Die Übertragung der Hochfrequenzenergie auf den Patienten geschieht entweder im KONDENSATORFELD, SPULENFELD, STRAHLENFELD oder IMPULSFELD.
KONDENSATORFELD
Für die Erzeugung eines wärmewirksamen Kondensatorfeldes kommt ausschließlich die KURZWELLE in Frage. Die für die KW-Therapie benötigten elektromagnetischen Schwingungen werden von einem SCHWINGKREIS erzeugt, der aus Kondensator und Spule besteht. Ein KONDENSATOR besteht gewöhnlich aus zwei parallel zueinander liegenden Metallplatten, entweder in starren Isolierstoffgehäusen (SCHLIEPHAKE-ELEKTRODEN = SE) oder in biegsamen Gummihüllen. Zwischen diesen Platten befindet sich entweder Luft oder ein anderes isolierendes Medium (z.B. Patient), das als DIELEKTRIKUM bezeichnet wird.
Beim Anlegen einer Wechselspannung vollzieht sich der Elektronenfluß je nach der Frequenz des Stromes in rascher Folge und in wechselnder Richtung, es entsteht ein Kondensatorfeld, das in einem Leiter einen Leiterstrom erzeugt, der sich in Wärme umwandelt (JOULSCHE WÄRME). Der zu behandelnde Körperteil wird so zwischen die Kondensatoren- bzw. Elektrodenplatten gebracht, daß ein Elektroden-Haut- Abstand von 0,5 – 4 cm garantiert bleibt. Diese Heizwirkung erhöht sich mit zunehmender Plattengröße im Verhältnis zum Behandlungsobjekt und kleiner werdendem Elektroden-Haut-Abstand.
Das Kondensatorfeld findet Anwendung, wenn eine größere Tiefenwirkung erwünscht ist und wenn zwei symmetrisch gelegene Körperbezirke, wie z.B. beide Hüftgelenke, gleichzeitig zu durchwärmen sind. Fettgewebe wird ca. 10 Mal stärker erwärmt als das Muskelgewebe.
SPULENFELD
Das Spulenfeld erzeugt die hochfrequenten elektrischen Ströme innerhalb der Körpergewebe durch INDUKTION. Es wird deshalb auch als Induktionsfeld bezeichnet. Für die therapeutische Nutzung eignet sich nur das Induktionsfeld der Kurzwelle.
Als SPULEN dienen die vier unipolaren Spulenfeldelektroden, nämlich die MONODE (für mittelgroße Areale), die MINODE (für kleine Areale), die dreiteilige DIPLODE (Areal wird von drei Seiten erwärmt) und die CiIRCUMPLODE – diese werden mit ihren isolierenden Schutzhüllen unmittelbar auf die Körperoberfläche gelegt.
Der wesentliche Unterschied zwischen Kondensator- und Spulenfeld liegt darin, daß zwischen den Kondensatorplatten ein elektrisches Feld besteht und in der Spule ein magnetisches. Die bei der Induktion im Gewebe auftretenden hochfrequenten, in sich geschlossenen Kreisströme werden als Wirbelströme bezeichnet (die Elektroden als Wirbelstromelektroden).
Besser leitende Gewebe wie Muskeln und innere Organe werden stärker erwärmt als Fettgewebe.
STRAHLENFELD
Bei der Verwendung von Dezimeter- und Mikrowellen kann die hochfrequente elektromagnetische Energie nur in Form eines Strahlenfeldes wirksam auf den Körper übertragen werden. Die Elektroden müssen deshalb als STRAHLER gebaut werden, welche die notwendigen elektromagnetischen Wellen (Radiowellen), die von einem speziellen Generator (MAGNETRON) erzeugt werden, abgegeben. Die Behandlungen können deshalb auch als BESTRAHLUNGEN bezeichnet werden. Die Strahler bestehen aus einer ANTENNE, die auf die benutzte Wellenlänge abgestimmt ist, und den dazugehörigen speziellen REFLEKTOREN. Diese Strahler senden nun ihrerseits die Wellen als Strahlungsfeld aus.
Die Wärmeentwicklung innerhalb der bestrahlten Gewebe kommt dadurch zustande, daß die eingestrahlte Wellenenergie absorbiert und in Wärme umgewandelt wird.
Gewebe mit hohem Wassergehalt (Muskulatur und innere Organe) absorbieren stärker und werden deshalb im Vergleich zum Fettgewebe bevorzugt erwärmt. Die Absorption der Mikrowelle ist ungefähr doppelt so stark wie bei der Dezimeterwelle, weswegen deren Eindringtiefe (1 cm) geringer ist (DMW: 2 cm). Der Haut-Elektroden-Abstand sollte bei der DMW 5 – 15 cm, bei der MW 10 – 20 cm betragen
IMPULSFELD
Statt der üblichen konstant durchgeführten Behandlung kann die Hochfrequenz auch gepulst appliziert werden (siehe DIAPULSE). Die einzelnen Impulse haben sehr hohe Spitzenwerte, durch die langen Pausen dazwischen beträgt die Nettoeinwirkzeit von elektromagnetischen Feldern 1 – 4 % der Behandlungszeit.
LEISTUNGSVERGLEICH
Konstante Anwendung: 200 – 500 Watt, pulsierende Anwendung bis 2500 W, marktüblicher Mikrowellenherd bis 750 W.
FAUSTREGEL
Spulen- und Strahlenfeldmethode beeinflussen mehr die hautnahen Gebiete (oberflächlich liegende Gelenke, Gefäße und Nerven sowie die Organe des Gesichts- und Halsbereiches).
GERÄTE
KURZWELLENGERÄTE
-Elektrodendurchmesser 4 – 29 cm
-Starre Elektroden sind an verstellbaren Haltearmen des Gerätes angebracht
-oder fix verbaut
DEZIMETERWELLENGERÄTE
-großflächige Rundfeld-, Langfeld- und Muldenstrahler
MIKROWELLENGERÄTE
-Distanzstrahler (für großflächige Areale)
Rundfeld-, Langfeld- und Großfeldstrahler
-Kontaktstrahler (für kleine Areale)
Rundfeld-, Fokus- und Spezialstrahler
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